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Gewöhnliche Rosskastanie

Aesculus hippocastanum L.

hemmt Ödeme und Entzündungen - bei Hämorrhoiden und chronischer Venenschwäche

Historische Zeichnung der Bestandteile der Rosskastanie. Aus Otto Wilhelm Thomés „Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz“, 1885-1905. Quelle: www.BioLib.de

Botanisches:

Familie: Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)

Vorkommen: Das Hauptverbreitungsgebiet der schattenverträglichen und bevorzugt auf feuchten Böden wachsenden Gewöhnlichen Rosskastanie war lange Zeit auf die Mittelgebirge Südalbaniens, Mazedoniens, Nord- und Mittelgriechenlands beschränkt. Zu uns gelangte die Art erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wo sie sich wegen ihrer Blütenfülle und der dekorativen, glänzenden Samen bald großer Beliebtheit erfreute. Der Sonnenkönig Ludwig XIV (1638 – 1715) erkor sie gar zu seinem Lieblingsbaum. Auch heute ist die Rosskastanie häufig als Straßenbaum, in Parks sowie Gastgärten zu finden.

Merkmale: Der Stamm der Gewöhnlichen Rosskastanie lässt meist einen deutlichen Drehwuchs nach rechts erkennen und weist eine in dünne Platten reißende Borke auf. Der Baum besitzt knorrige Äste und kräftige Triebe mit großen, dicken, rotbraunen und stark klebrigen Winterknospen. Ab April sprießen daraus 5-7-zählig fingerförmig zusammengesetzte Blätter. Nach der Blattentfaltung entwickeln sich die aufrechten, rispenartigen und bis 30 cm hohen Blütenstände, die im Volksmund auch „Kerzen“ genannt werden. Ein Blütenstand kann bis an die 100 Einzelblüten tragen. Jede Blüte zeigt am Grund der fünf weißen Kronblätter ein zunächst gelbes und später purpurrotes Farbzeichen bzw. Saftmal. Solange dieses gelb ist, produzieren die Blüten Nektar und werden von Bienen und Hummeln angeflogen. Nach der Bestäubung versiegt der Nektar und das Saftmal färbt sich rot.
Aus den befruchteten Samenanlagen entstehen bis zum Herbst weichstachelige, grüne Kapselfrüchte, die bei Reife zu Boden fallen. Durch den Aufprall springen die Früchte dreiklappig auf und geben jeweils 1-3 große, rotbraune, glänzende Samen frei.
Die Gewöhnliche Rosskastanie kann 25 - 30 m hoch und etwa 200 Jahre alt werden.

Inhaltsstoffe:

Die Samen enthalten 2-10 % Aescin, womit ein Gemisch von über 30 Saponinen bezeichnet wird, das für die medizinische Wirksamkeit bestimmend ist. Außerdem enthalten die Samen 30-60 % Stärke, reduzierende Zucker, 2-7 % fettes Öl, Flavonoide (u.a. Quercetin und Kaempferol), Proteine, Mineralstoffe und Vitamine.
Auch in der Rinde, den Blüten und Blättern sind im Wesentlichen dieselben Inhaltsstoffe vorhanden.
Die Rinde und die frischen Blätter enthalten zusätzlich das fluoreszierende Glykosid Aesculin, eine Cumarinverbindung, die UV-B Strahlung absorbieren kann.

Anwendung:

Zur Herstellung moderner Aesculus-Arzneimittel dienen in der Regel frische Samen, die getrocknet und zerkleinert zu standardisierten und gut verträglichen Fertigpräparaten verarbeitet werden. Diese helfen bei Beschwerden der chronischen Veneninsuffizienz, d. h. bei Schweregefühl, Schmerzen, Schwellungen und Juckreiz in den Beinen, manchmal verbunden mit nächtlichen Wadenkrämpfen, sowie bei Hämorrhoiden. Aesculus-Präparate können auch unterstützend bei Diabetes, Gicht und Ischiasbeschwerden eingesetzt werden.
Das aus der Rinde gewonnene Aesculin findet man manchmal als Lichtschutzfaktor in Kosmetika und Sonnenschutzmitteln.
In der Homöopathie wird die Rosskastanie bei trockenen Katarrhen im Nasen- und Rachenraum, Hämorrhoiden und Unterschenkelgeschwüren angewendet.
Teezubereitungen und alkoholische Auszüge aus Blüten, Blättern oder Rinde der Gewöhnlichen Rosskastanie sind in der Pharmazie heutzutage von untergeordneter Bedeutung.

Wirkung:

Der Extrakt aus den Rosskastanien besitzt eine gefäßverstärkende, die Blutgerinnung und Entzündungen hemmende und abschwellende Wirkung. Das Aescin dichtet geschädigte Blutgefäße ab, sodass weniger Flüssigkeit aus den Venen ins Gewebe übertritt.

Wissenswertes:

Wegen ihres dichten Schatten spendenden Laubes wurde die Rosskastanie in Bayern einst gerne über die Eiskeller der Brauereien gepflanzt, um im Sommer den Boden kühl zu halten. Als dort im 19. Jh. auch Bier ausgeschenkt werden durfte und Volksgärten entstanden, wurde die Rosskastanie in Folge zur charakteristischen Baumart der Gastgärten.
Ein frühzeitiges Braunwerden der Blätter bereits im Sommer kann sowohl durch die Larven der Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) als auch durch einen Pilz (Guignardia aesculi) verursacht werden. Als Gegenmaßnahme ist in beiden Fällen das Einsammeln und Vernichten des abgefallenen, noch nicht zersetzten Laubes am wirkungsvollsten.
Besonders für das Schalenwild sind die großen Samen der Rosskastanien im Herbst eine willkommene Nahrung. Beim Menschen kann ihr Verzehr dagegen Erbrechen und Lähmungserscheinungen hervorrufen.
Das Samenmehl wurde aufgrund seines hohen Saponingehalts früher auch als Waschmittel verwendet.

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Für Kräuterhexen und Hobbyköche:

Rosskastanien-Rezepte (in Arbeit)