Ein kleines Stückchen Land – ein großer Schatz
Der Kräutergarten der Kur-Apotheke Oberlaa
Unmittelbar vor der Kur-Apotheke Oberlaa befindet sich ein kleiner, aber feiner Kräutergarten, in dem Sie wichtige Heilkräuter hautnah erleben können.
Auf einer Tafel finden Sie auch eine kurze Beschreibung dazu.
Die MitarbeiterInnen der Kur-Apotheke Oberlaa beraten Sie gerne, welche Kräuter für Sie bei welcher Indikation besonders geeignet sind.
Blütenreigen im Mai
28. Mai 2020
Liebe Freunde,
heute möchte ich euch zu einen kleinen Mai-Spaziergang durch den Kräutergarten vor der Kur-Apotheke Oberlaa einladen.
Jetzt, mitten im Frühling, blüht es hier besonders schön. Für all jene, die nicht persönlich vorbeikommen können, gibt es auf dieser Seite die Möglichkeit, zumindest virtuell vor Ort zu sein.
Diese fünf Pflanzen sind es, die unser Augenmerk in diesem Monat besonders auf sich ziehen:
Thymian
Bulgarische Ölrose
Beinwell
Ringelblume
Margerite
Der Echte Thymian (Thymus vulgaris), den ihr in unserem Kräuterbeet seht, stammt ursprünglich aus dem westlichen Mittelmeergebiet. Dort wächst er bevorzugt auf trockenen, flachgründig-steinigen und kalkhaltigen Böden. Mit seinen zahlreichen kleinen Blüten ist der Thymian bei nektarsammelnden Insekten beliebt und gilt als gute Bienenpflanze. Auch in unserem Kräutergarten summt und schwirrt es in seiner Nähe zu dieser Zeit lebhafter als sonst.
Aroma und Wirkung des Thymians wurden bereits im antiken Griechenland geschätzt. Darauf lässt allein schon sein Name schließen, der sich vermutlich von griechisch thyein, räuchern oder Rauchopfer darbringen, bzw. von thymíama, Räucherwerk, ableitet.
Vom Thymian sind weltweit mehr als 200 Arten und Unterarten bekannt. Sie unterscheiden sich nicht nur in Wuchshöhe, Blattform und Blütenfarbe, sondern auch in Geschmack und Heilkraft.
Das ätherische Öl des Thymians kann in Abhängigkeit von genetischen und klimatischen Gegebenheiten deutlich variieren und eine recht unterschiedliche Zusammensetzung aufweisen.
Beim Echten Thymian werden sieben Chemotypen unterschieden, welche die Art und Wirksamkeit einer therapeutischen Anwendung mitbestimmen. Von Bedeutung ist in erster Linie ein hoher Thymolgehalt, denn diese chemische Verbindung ist dazu imstande, das Wachstum von Bakterien und Schimmelpilzen zu unterdrücken. Thymol ist ein wichtiger Bestandteil in vielen Salben und Tinkturen, die bei Schnupfen, Nebenhöhlenentzündung und Husten zum Einsatz kommen.
In der Veterinärmedizin wird Thymol zur Bekämpfung der Varroamilbe bei Honigbienen angewendet. Heute ist es auch möglich, Thymol synthetisch im Labor herzustellen.
Natürliches Thymianöl findet sich oft als Zusatz in Seifen, Zahnpasta und anderen Kosmetikprodukten.
Doch Achtung: Eine Daueranwendung in Form von Bädern oder großflächigen Einreibungen ist nicht zu empfehlen, da das hochwirksame Thymol die Hautbarriere gut passiert und auf lange Sicht eine Schädigung der Schilddrüse nicht auszuschließen ist.
Thymiankraut enthält neben ätherischem Öl auch reichlich Gerbstoffe und Flavonoide. Bei Erkrankungen der oberen Atemwege oder beginnender Bronchitis verschafft Thymiantee Linderung. Beliebt sind auch Brust- und Hustentees, in denen Thymian mit anderen Kräutern kombiniert ist. Bewährte Tees bekommt ihr direkt in jeder Apotheke und auch hier.
Thymian dient der Verfeinerung von Suppen, Marinaden, Füllungen und besonders Geschmortem, weil er bei langsamem Garen sein Aroma behält. Vor allem für mediterrane Gerichte ist Thymian ein wichtiges Gewürz. Ob Französischer Thymian, Zitronenthymian, Orangenthymian, Lavendel-Thymian oder Kümmelthymian, die Liste von Thymian-Varietäten für experimentierfreudige Köchinnen und Köche ist lang.
Wer der Geschmacksvielfalt dieser Gattung auf die Spur kommen möchte, wendet sich am besten an spezialisierte Kräuter-Gärtnereien, die oft ein erstaunlich buntes Thymian-Sortiment anbieten.
Vor allem an warmen Tagen schwebt der Duft der Bulgarischen Ölrose (Rosa damascena „Trigintipetala“) über dem Kräuterbeet und lässt die Vorbeieilenden suchend aufblicken. Als echte Damaszenerrose blüht der Strauch zwar nur einmal im Jahr, dafür aber mit verschwenderischer Pracht und intensivem Duft.
Die Sorte, die ihr hier seht, ist auch unter dem Namen „Rose von Kazanlik“ bekannt. Diese Bezeichnung verweist auf die Stadt Kasanlak, die im sogenannten Rosental mitten im traditionellen Rosenanbau-Gebiet Bulgariens liegt.
Böden und Klima jener Gegend eignen sich hervorragend für die Kultivierung von Rosen. Seit 1710, also seit mehr als 300 Jahren, werden hier Rosen zur Ölgewinnung angebaut. Wusstet ihr, dass Bulgarien als weltgrößter Erzeuger von Rosenöl gilt?
Das Rosental ist berühmt für seine Rosenfelder, die alljährlich zur Blütezeit im Mai und Juni die ganze Region in eine betörende Duftwolke hüllen. Bereits in den frühen Morgenstunden sind um diese Jahreszeit Scharen von Feldarbeiterinnen dabei, die sich öffnenden Blüten vorsichtig von Hand zu schneiden.
Die Blütenernte wird zu nahe gelegenen Destillerien gebracht, um daraus kostbares Rosenöl und Rosenwasser zu gewinnen. Für einen Liter Rosenöl müssen drei bis vier Tonnen Blüten gesammelt werden.
So wird verständlich, warum Rosenöl zu den teuersten ätherischen Ölen zählt. Für Kosmetikhersteller und Parfumeure ist es jedoch unentbehrlich. Hättet ihr gedacht, dass etwa 96% aller Parfums für Frauen und ungefähr 42% der Duftwässer für Männer auf Rosenöl basieren?
Als Rosenwasser wird das bei der Destillation von Rosenöl anfallende Kondensat bezeichnet. Es ist Bestandteil vieler Kosmetikprodukte, findet sich aber auch in Lebensmitteln wie z. B. in Marzipan und in manchen Rezepten der arabischen, indischen und französischen Küche.
Der Hauptbestandteil von ca. 350 chemischen Verbindungen des Rosenöls ist 2-Phenylethanol, dem eine entzündungshemmende und bakterizide Wirkung zugeschrieben wird. Im Rahmen einer Studie wurde festgestellt, dass die Blütenblätter der Damaszenerrose Inhaltsstoffe mit hohen antioxidativen Eigenschaften besitzen. Dies macht die Art für die Bekämpfung von Krankheiten interessant, an deren Entstehung freie Radikale beteiligt sind.
Allerdings bedarf es noch weiterer Forschung, um die Wirkungen der Damaszenerrose auf die menschliche Gesundheit detailliert zu erfassen.
Die schmalen Blütenglocken des Beinwells (Symphytum officinale) sind vor allem bei Hummeln beliebt. Ihre Rüssel sind lang genug, um den Nektar am Grund der engen Blütenröhren zu erreichen. In der Natur wächst der Beinwell, auch Comfrey genannt, gern an Bachufern, in Gräben und in feuchten Wiesen.
Der Standort im Kräutergarten vor der Kurapotheke ist wegen des eingeschränkten Wasserangebots bestimmt nicht optimal, doch treibt das Raublattgewächs jedes Frühjahr tapfer wieder aus.
Beinwell hat eine weit zurückreichende Tradition als Heilpflanze. Er wird bei schlecht schließenden Wunden, Prellungen, Verstauchungen sowie Muskel- und Gelenksbeschwerden angewendet. Ausschlaggebend dafür ist sein hoher Gehalt an Allantoin. Dieser Wirkstoff ist besonders in Blättern und Wurzel enthalten. Er fördert den Zellaufbau sowie die Epithelbildung und wirkt hautregenerierend. Beinwellsalbe gilt seit langem als hervorragende Wundheilsalbe. Da jedoch das Allantoin beim Kontakt mit Metallen beginnen kann sich zu zersetzen, sollte Beinwellsalbe nur in metallfreien Behältnissen aufbewahrt werden.
Früher war in der Volksmedizin auch die innerliche Anwendung von Beinwell als Tee gebräuchlich. Seit man allerdings weiß, dass die Pflanze auch Pyrrolizidinalkaloide enthält, wird davon dringend abgeraten. Diese Alkaloide schmecken bitter und dienen den Pflanzen zur Abwehr von Verbiss. Bei ihrem Abbau in der Leber können bei Mensch und Tier giftige Verbindungen entstehen, die in hoher Dosierung Leberfunktionsstörungen mit tödlichem Ausgang verursachen können. Doch bei rein äußerlicher Anwendung werden kaum Alkaloide über die Haut resorbiert. Darüber hinaus ist man in der Pflanzenzüchtung bestrebt, für den feldmäßigen Anbau Beinwellpflanzen zu selektieren, die bei einem hohen Allantoingehalt zugleich einen geringen Anteil an Pyrrolizidinalkaloiden aufweisen.
Den Ringelblumen (Calendula officinalis) ist heuer eine Überraschung gelungen. Wie das - fragt ihr?
Nun ja, normalerweise müssen Ringelblumen jedes Jahr neu ausgesät werden, weil die Pflanzen im Winter erfrieren.
Aber oho, nicht so in diesem Jahr!
Einige Exemplare vom letzten Sommer haben es doch tatsächlich geschafft, den (zugegeben, recht milden) Winter zu überdauern. Und so können wir heuer schon sehr zeitig die orange-gelben Blüten der Ringelblume bewundern, die wie kleine Sonnen am Rand des Beets leuchten. Was für eine erfreuliche Überraschung :-)
Die Art zählt wohl zu den bekanntesten Heilpflanzen in unseren Gärten. Besonders in den Zungenblüten wurden Inhaltsstoffe mit keimtötenden und entzündungshemmenden Eigenschaften nachgewiesen. Blütenauszüge der Ringelblume wirken abschwellend und beschleunigen die Wundheilung von Haut und Schleimhäuten. Ringelblumensalbe zählt zu den Klassikern in jeder Hausapotheke und verschafft Linderung bei diversen Hautproblemen.
Wenn ihr Ringelblumensalbe selbst herstellen möchtet und ein Rezept sucht, werdet ihr bestimmt rasch in Kräuterbüchern oder im Internet fündig. Wer sich den Aufwand jedoch nicht antun will, kann auch fertige Ringelblumensalbe in jeder Apotheke kaufen oder beispielsweise hier bestellen. Falls ihr nur eine kleine Menge ausprobieren möchtet, wendet euch am besten direkt an die MitarbeiterInnen der Kur-Apotheke Oberlaa. Sie sind euch gerne behilflich und füllen die gewünschte Menge für euch ab.
Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum hat sich eine Gurgellösung mit Ringelblumenblüten bewährt.
Die gelb-orangen Blütenblätter behalten ihre Farbe selbst wenn sie getrocknet sind. Darum gibt man sie gern Kräutertee-Mischungen bei, um ihnen ein ansprechendes Aussehen zu verleihen.
Innerlich angewendet sollen Ringelblumenblüten eine leicht krampflösende Wirkung haben und den Gallenfluss fördern.
Ihr seid bestimmt erstaunt, die Margerite (Leucanthemum species) in unserem Kräuterbeet zu sehen.
Tatsächlich ist sie so gut wie in keinem Kräuterbuch angeführt und wird auch in der Volksheilkunde wohl selten verwendet.
Dabei wird ihr eine der Kamille ähnliche, allerdings deutlich schwächere Wirkung nachgesagt.
So kann Tee aus Margeritenblüten unterstützend bei Erkältungskrankheiten und Asthma getrunken werden. Er soll eine adstringierende (zusammenziehende) und hustenreizlindernde Wirkung haben. Auch bei Darmkoliken und Menstruations-beschwerden ist die Anwendung der Margerite möglich.
Da alle Teile der Pflanze essbar sind, findet die Gattung auch Verwendung als Wildgemüse. Blätter und Blüten können sowohl roh als auch gedünstet genossen werden. Die von Herbst bis Frühjahr geernteten Wurzeln eignen sich als Koch- und Backgemüse.
Obwohl 42 Arten unterschieden werden, sind die Inhaltsstoffe aller wild wachsenden Margeriten nahezu identisch. Für eine Verwendung als Heilpflanze oder Wildgemüse ist es also unwichtig, wenn die gesammelte Art nicht genau bestimmbar ist.
Achtung: Bei empfindlichen Personen können Margeriten eine Kontaktallergie auslösen.
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In unserem Kräuterbeet soll die Margerite daran erinnern, dass es auch unter den Heilpflanzen neben den "Stars" mit extremen Wirkstoffgehalten viele andere gibt, die zwar weniger im Mittelpunkt stehen, aber deren Kenntnis uns ebenfalls von Nutzen sein kann.
Damit möchte ich mich für heute verabschieden und bedanke mich, wie immer, ganz herzlich für euer Interesse. Es würde mich freuen, wenn für euch die eine oder andere interessante Information dabei war.
Bleibt weiterhin gesund – und hoffentlich bis bald,
Dreierlei Frühlingsboten
23. April 2020
Die Zeit eilt voran und im Kräuterbeet vor der Kur-Apotheke hat sich mittlerweile einiges getan. Wenige warme und sonnige Tage haben ausgereicht, um schon im März die ersten Frühlingsblüher hervorzulocken. Ich möchte euch heute drei Pflanzen vorstellen, die alljährlich bereits zu Beginn der Vegetationszeit gelbe und blaue Farbkleckse in unser Beet zaubern.
Narzisse
Kleines Immergrün
Rosmarin
Die Blüten der Gelben Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) strahlen in reinem, leuchtenden Gelb. Die beliebte Frühblüherin wird auch Märzenbecher oder Osterglocke genannt, weil sie meist um Ostern herum blüht.
Ihren Namen verdankt die Pflanze dem schönen Jüngling Narziss aus der griechischen Mythologie. Er war der Sohn des Flussgottes Kephissos und der Wassernymphe Leiriope. Narziss war so schön, dass sich Jünglinge und Mädchen gleichermaßen in ihn verliebten. Er jedoch verschmähte alle und hatte nur Augen für sich selbst. Die Bergnymphe Echo fühlte sich durch die Zurückweisung so gedemütigt, dass sie sich in einer Höhle versteckte und verkümmerte, bis schließlich nur mehr ihre Stimme übrig blieb. Da beschloss die Rachegöttin Nemesis, Narziss für seine Eigenliebe zu bestrafen. Als er wieder einmal sein Spiegelbild im Wasser eines Teichs betrachtete, war er so hingerissen von seiner eigenen Schönheit, dass er sich selbst umarmen wollte, dabei ins Wasser fiel und ertrank. Der tote Narziss sollte auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden. Doch sobald ihn die Flammen erreichten, entrückte das ganze Geschehen und zurück blieb eine Blume - die Narzisse.
Bestimmt hat die eine oder der andere von euch auch Narzissen im eigenen Garten?
Doch Vorsicht - die Pflanzen sind in allen Teilen giftig. Dabei ist der Gehalt an Alkaloiden und Bitterstoffen in den Zwiebeln am höchsten. Verwechslungen mit der Küchenzwiebel sind bei unachtsamer Lagerung möglich. Bereits bei der Einnahme einer geringen Menge treten Übelkeit und Erbrechen, Schweißausbrüche und Durchfall auf. Höhere Dosen führen zu Benommenheit, Lähmungen und Kollaps, bis hin zu tödlicher Atemlähmung.
Äußerlich verursacht der Pflanzensaft der Narzisse Hautreizungen und Entzündungen, die sogenannte Narzissen-Dermatitis. Die hautreizenden Eigenschaften der Pflanze waren auch der Grund dafür, dass die Narzisse im Mittelalter gegen Flechten, Beulen und Geschwüren verwendet wurde. Heute ist diese Ansicht überholt. Die Narzisse hat außerdem Eingang in die Homöopathie gefunden. Hier wird sie, allerdings eher selten, bei Erkältungskrankheiten, Asthma und Keuchhusten eingesetzt.
BlumenliebhaberInnen wissen, dass die Narzissenstängel einen schleimhaltigen Saft absondern. Bei der Verwendung als Schnittblumen sollen sie daher erst einige Zeit in einem separaten Kübel gewässert werden und ausschleimen, bevor sie mit anderen Arten in einer Vase mit frischem Wasser arrangiert werden. Achtung – das Blumenwasser wird dadurch ebenfalls giftig!
Auch wenn die Narzisse nicht in den Kräuterbüchern zu finden ist, so haben wir sie dennoch wegen ihrer fröhlichen Farbe in unser Beet geholt. Ihr strahlendes Gelb weckt die Freude auf die bevorstehenden wärmeren Tage und hebt die Stimmung. In diese Sinne schätzen wir die Wirkung der Narzisse, quasi als Antidepressivum ohne Nebenwirkungen.
Mit tellerförmig ausgebreiteten blau-lila Blütenkronen macht das Kleine Immergrün (Vinca minor) auf sich aufmerksam. Dank seiner rasch wachsenden und leicht wurzelnden oberirdischen Ausläufer kann es eine Fläche in kurzer Zeit einnehmen. Tatsächlich müssen wir ab und zu zur Gartenschere greifen, damit sein Ausbreitungsbedürfnis im Rahmen bleibt. Im Zierpflanzenbau wird das Kleine Immergrün gern als Bodendecker verwendet, da es selbst an schattigen Plätzen gedeiht.
Das Kleine Immergrün enthält mehr als 40 Alkaloide. Als wichtigster Inhaltsstoff mit therapeutischer Wirkung ist das Vincamin zu erwähnen. Dieses wirkt blutdrucksenkend und fördert die Sauerstoffaufnahme des Gehirns. Aber die Pflanze besitzt auch Inhaltsstoffe, die uns weniger zuträglich sind. So können bei längerer Anwendung sogar Veränderungen des Blutbildes auftreten. Aus diesem Grund hat das Kleine Immergrün seine Bedeutung als Heilpflanze heute weitgehend eingebüßt.
Anwendung findet die Art manchmal noch in der Homöopathie, etwa bei nässenden, juckenden Hautausschlägen, Milchschorf bei Neugeborenen, Mandelentzündung oder anhaltenden Blutungen während der Wechseljahre.
Last but not least - der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) mit seinem blauen Blütenflor zeigt sich ebenfalls schon sehr früh im Jahr von seiner schönsten Seite. Dies mag verwundern, da die im Mittelmeergebiet beheimatete Art in unseren Breiten nicht unbedingt als winterhart gilt. Nun, unser Rosmarinstrauch tendiert zu einer kompakten, eher kriechenden Wuchsform, die dem Frost wenig Angriffsfläche bietet. Während der kalten Jahreszeit dienen ein paar locker darüber gelegte Tannenzweige als Winterschutz. Oder vielleicht werden die Winter ja tatsächlich milder? Wie auch immer, der Rosmarinstrauch vor der Kurapotheke gedeiht jedenfalls prächtig und präsentiert sich schon im März und April mit unzähligen kleinen, blassblauen Blüten.
Rosmarin zählt zu den meist verwendeten Würzkräutern in unseren Küchen. Da sein Aroma intensiv ist, sollte er sparsam eingesetzt werden. Die schmalen, nadelförmigen Blätter verleihen frisch oder getrocknet Suppen, Eintöpfen und Fleischgerichten (besonders Lamm oder Geflügel) einen charakteristischen, herb-harzigen Geschmack. Frische Zweige werden in Wein, Essig oder Olivenöl eingelegt und verfeinern Saucen und Dressings. In sehr kleinen Mengen wird Rosmarinpulver sogar Apfelgelee oder Biskuits beigegeben.
Rosmarin enthält viele ätherische Öle, Rosmarinsäure (Gerbstoff), Flavonoide und Phenolsäure, die stark antiseptisch und entzündungshemmend wirken. Dazu kommen Glykolsäure, Bitterstoffe, Saponine, Harz und andere Vitalstoffe.
Rosmarintee wird zur Anregung bei Kreislaufschwäche und bei krampfartigen Magen-, Darm- und Gallestörungen getrunken. Neben den nadelförmigen Blättern wird auch das daraus gewonnene ätherische Öl in der Heilkunde genutzt. Dieses besteht fast ausschließlich aus Terpenen, mit Campher als Hauptkomponente (bis zu 25%). Das Öl wird äußerlich zur Förderung der Hautdurchblutung und zur unterstützenden Behandlung von rheumatischen Beschwerden, Zerrungen und Verstauchungen genutzt.
Schwangere sollten allerdings von therapeutischen Anwendungen mit Rosmarin absehen; die Verwendung als Speisewürze in herkömmlicher Dosierung ist jedoch unbedenklich.
Rosmarin ist eine sehr alte Arzneipflanze. Bei den römischen Autoren Plinius, Ovid und Vergil finden sich Hinweise auf seine Verwendung für Heilzwecke, aber auch als Abortivum. In der Antike galt Rosmarin als Lebens- und Fruchtbarkeitssymbol. Bis in unsere Zeit hielt sich in manchen Gegenden der Brauch, Rosmarin in Brautsträuße und Hochzeitskränze zu flechten. Interessanterweise spielte Rosmarin zugleich jahrhundertelang eine Rolle bei Begräbnissen und die Zweige wurden zu Totenkränzen gebunden.
Rosmarin ist außerdem Bestandteil des berühmten „Aqua Reginae Hungariae“. So heisst eines der ersten destillierten Parfume aus ätherischem Öl und Alkohol. Das Duftwasser wurde im Jahr 1370 registriert und nach der ungarischen Königin Elisabeth (1305-1380) auch als „Ungarisch Wasser“ bezeichnet. Der Legende nach soll das Rosmarinrezept der 72-jährigen Königin von einem Einsiedler überreicht worden sein, um sie von ihrem Rheuma zu kurieren. Das Elixier befreite sie nicht nur von ihrer Krankheit, sondern soll sie auch verjüngt und ihre Schönheit bewahrt haben.
Zu guter Letzt noch ein interessantes Detail am Rande - Kölnisch Wasser enthält ebenfalls nach wie vor Rosmarinöl.
Tja, meine Lieben, dieser Beitrag ist nun doch ziemlich lang geworden. Da hab ich mich wohl etwas verplaudert...
Hoffentlich verzeiht ihr mir, weil ich euch solange in Beschlag genommen habe.
Wenn ihr bis hierher durchgehalten habt, seid ihr auf alle Fälle wahre Kräuterfans!
Ich bedanke mich recht herzlich für euer Interesse.
Bleibt gesund – und bis bald,
Ein neuer Anfang
10. März 2020
Bestimmt ist euch unser Kräutergarten rechter Hand vor der Kurapotheke Oberlaa schon einmal im Vorbeigehen aufgefallen. Vielleicht seid ihr sogar schon einmal davorgestanden und habt bekannte Heilpflanzen gesucht oder neue Arten entdeckt? Unser Schaubeet bietet eine bunte Mischung traditioneller Duft-, Würz- und Heilkräuter. Manche davon sind bewährte und anerkannte Arzneipflanzen, andere haben vorwiegend traditionelle Bedeutung im Rahmen alternativmedizinischer Behandlungsweisen.
Seit mittlerweile acht Jahren gibt es unser Gärtchen. Der Standort ist extrem – ringsum von Mauer und Asphalt umgeben, sind Hitze im Sommer und Kälte im Winter deutlich zu spüren. Häufig wehender Wind und Sonne trocknen die Erde rasch aus. Im Herbst liegt bei entsprechender Wetterlage manchmal sogar der Geruch von Schwefel in der Luft, ein dezenter Hinweis auf das nahe gelegene Kurbad.
Und doch wachsen und gedeihen hier verschiedene Heilkräuter. Natürlich gibt es auch in unserem kleinen Garten während der Vegetationsperiode laufend etwas zu beobachten und zu tun. Auf dieser Seite möchte ich euch regelmäßig davon berichten und euch die Möglichkeit bieten, die Pflanzen unseres Kräuterbeets näher kennen zu lernen.
Welche Heilkraft manch unscheinbarem Pflänzchen innewohnt und in welcher Form wir uns die wirksamen Inhaltsstoffe am besten zunutze machen können, davon soll hier die Rede sein. Jedenfalls würde ich mich riesig freuen, wenn ihr mich durch das Gartenjahr begleitet!
In Kürze geht es los, denn der Frühling steht schon vor der Tür.
Schaut also bald wieder vorbei,